Labor Entwicklungspolitik Neue Forme(l)n für neue Zielgruppen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit

Orgasmuskurse

 

 

 

Versuchsvorbereitung

 

Hintergrund

Wir waren auf der Suche nach einer “schockierenden” Möglichkeit, entwicklungspolitische Themen bekannt zu machen. Der Spruch “Sex sells” ist ein Credo der Werbebranche – wie man in der Werbepause im TV-Abendprogramm gut beobachten kann. Die tschechische Gesellschaft ist recht offen und daher kam uns die Idee, die Millenniumsentwicklungsziele mit „Orgasmuskursen“ voranzubringen. Dazu sollten prominente Personen beschreiben, wie sie ihren Höhepunkt und Befriedigung erreichen – jedoch nicht sexuell sondern bezogen auf die Erreichung der Milleniumsentwicklungsziele und eines nachhaltigen Lebensstils.

 

Schritt 1 – Die Aktionsidee

Wir haben die Idee in unserer Organisation diskutiert und dazu auch den Regisseur und die SchauspielerInnen eingeladen Es hilft wirklich sehr, das Projekt von Anfang an mit den Experten zu besprechen. Schließlich haben sie andere Ideen und Sichtweisen als wir und unsere Kollegen. Auch Experten aus einer Werbeagentur können sicherlich nützliche Tipps geben.

Daraus entstand die Idee die kurzen Spots der Interviews mit den prominenten SchauspielerInnen zu ihren Höhepunkten bezogen auf die MDGs auf einer Internetseite bereitzustellen. Moderne Performer sollten auf die Seite gelotst werden durch die Verteilung von Servietten mit dem Link zur Internetseite in angesagten Bars und Cafes.

 

Schritt 2 – Das Design

Wir setzten uns mit einem Designer zusammen, der das provokative Design entwarf. Auf der Serviette und auf der Homepage ist eine Frau in anzüglichem Outfit mit einer Peitsche zu sehen.

 

 

Schritt 3 – Den Drehort auswählen

Bei der Auswahl des Drehortes kann es sinnvoll sein auf einen Ort zurückzugreifen, der unter Modernen Performern bekannt und beliebt ist. Außerdem ist eine Rücksprache mit dem Produzenten eine gute Idee – er hat vielleicht einen Geheimtipp bzw. weiß, worauf bei der Auswahl aus filmtechnischer Sicht geachtet werden sollte (z.B. Lichtverhältnisse).

 

Schritt 4 – Schauspieler/Prominente für die Kurzfilme

Um mit prominenten Personen in Kontakt zu treten und sie für die Kurzfilme zu gewinnen kann es nützlich sein mit dem Produzenten zusammenzuarbeiten, denn er hat vermutlich schon Kontakte zu SchauspielerInnen. Wir haben diesem 3000 CZK (etw 120 €) bezahlt, damit er uns mit den Prominenten in Kontakt bringt. Er stellte ihnen kurz das Projekt vor und leitete sie dann an uns weiter. Wir erklärten ihnen dann weitere Details und Anforderungen und Ablauf des Drehs. Perfekt eignen sich prominente Personen, die bei der Zielgruppe beliebt sind und ihnen als Vorbilder dienen.

 

Sind die Prominenten gewonnen sollten in einem Vertrag alle wichtigen Dinge festgehalten werden, u.a. die Rechte zur Nutzung des Videos. Dazu stellte uns der Produzent eine Vertragsvorlage zur Verfügung und wir passten diese an unser Projekt an. Hierin legten wir fest, wo das Video verwendet werden wird und wie lange (auf der Website www.kurzyorgasmu.cz). Im Vertrag ist auch die Erlaubnis festgehalten, unser Video in entwicklungspolitischen Kampagnen nutzen zu dürfen, sowie das Recht, den Namen des Prominenten im Zusammenhang mit der Kampagne zu nennen. Auch die Bezahlung wurde darin festgelegt: Wir bezahlten 1000 CZK (40 €) pro Drehstunde.

 

Schritt 5 – Videodreh

Die Filme wurden von einem erfahrenen Kameramann produziert. 

 

 

Wir halfen den Promis dabei, das Millenniumsentwicklungsziel für den kurzen Spot auszuwählen, mit dem sie sich identifizieren können.

 

Die Künstlerin Sára Saudková entschied sich für MDG 3 – die Gleichberechtigung der Geschlechter. Sie betonte im Video, dass tschechische Frauen 30 % weniger verdienen als Männer in der gleichen Position. Sie sagt, dass sie den Höhepunkt erreichen würde, wenn Männer und Frauen gleichberechtigt würden und es keine Unterschiede beim Verdienst mehr gäbe.

 

Der Schauspieler Tomáš Hanák wählte das MDG 7 – die ökologische Nachhaltigkeit. Im Video putzt er sich die Zähne, während der Wasserhahn aufgedreht ist und das Wasser läuft. Er spricht über das Problem der Wasserknappheit auf der Erde, und hat wie er sagt keine Ahnung, was er dagegen tun könne. In der letzten Szene schaut er auf den laufenden Wasserhahn und es scheint so, als hätte er eine Idee. Die Kamera schwenkt auf das Waschbecken und ein Untertitel erscheint, der besagt, dass während der Dauer des Videos (38 Sekunden) 1,6 Liter Wasser verschwendet wurden.

 

Die Schauspielerin Petra Nesvačilová wählte MDG 1. Sie erörtert das Problem der Nahrungsmittelverschwendung in unserer Gesellschaft und der Nahrungsmittelknappheit in anderen Ländern. Sie sagt, dass die Tschechen pro Kopf jedes Jahr 100 kg Nahrung wegwerfen. Sie gibt ihren eigenen Tipp, wie Nahrungsmittelverschwendung vermieden werden kann. „Wenn Sie in ein Lebensmittelgeschäft gehen, sorgen Sie dafür dass Sie nicht hungrig sind, denn das führt dazu, dass sie mehr Lebensmittel kaufen“. Sie bringt außerdem Vorschläge zur Verwendung von Lebensmittelresten vor, und sagt, dass man Essen auch mit FreundInnen oder Bedürftigen teilen kann.

 

Der Regisseur und Oskarpreisträger Jan Svěrák erzählt, wie er vor vier Jahren das neue iPhone kaufen wollte. Als ihm klar wurde, dass sein altes Mobiltelefon (das er in die Kamera hält) aber noch funktionierte entschied er sich, abzuwarten bis dieses kaputt geht. Grund dafür waren für ihn auch die Edelmetalle im Telefon, die unter schwierigen Umständen gefördert werden. Bist heute funktioniert das Mobiltelefon – und in der Wartezeit sei ihm klar geworden, dass er nicht alles brauche, was neu auf den Markt kommt

 

 
 

Schritt 6 – Nachproduktion

Die Videos wurden bearbeitet und Spezialeffekte hinzugefügt.

 

Schritt 7 – Die Website

Der Designer gestaltete für uns die Homepage im gleichen Design, das auch die Serviette trägt. Die Website www.kurzyorgasmu.cz ist recht einfach gestaltet: auf ihr kann man die Videos der Prominenten ansehen.

Um unsere Zielgruppe gut erreichen zu können ließen wir die Website so programmieren, dass es auch möglich ist über ein Smartphone darauf zuzugreifen. Dies war notwendig, weil die Servietten mit dem Link als „Teaser“ für die Homepage wirken sollte: Moderne Performer im Cafe sollten die Serviette anschauen und dann zum Smartphone greifen um zu erforschen, was sich hinter der aufgedruckten Internetadresse verbirgt.

Neben der eigens dafür kreierten Homepage nutzten wir außerdem You Tube und andere soziale Netzwerke zum Verbreiten der Videos.

 

 

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