Labor Entwicklungspolitik Neue Forme(l)n für neue Zielgruppen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit

Wassershirt zu virtuellem Wasser 

 

Experiment im Überblick

Darum geht es:

Die besondere Gestaltung eines Schaufensters weist Passant*innen beim Bummeln auf den enormen virtuellen Wasserverbrauch der Kleidungsindustrie hin. Hierfür werden ein überdimensional großes T-Shirt sowie weitere Hinweise und Kleidungsstücke eingesetzt. Ein QR-Code führt zur Projektwebseite und beinhaltet weiterführende Informationen zum Thema.


Thema:

Wasser, virtuelles Wasser, globale Gerechtigkeit, SDG6


Im Detail


Was? Botschaft

Sprechen wir von unserem täglichen Wasserverbrauch, denken wir meist an Aktivitäten wie Duschen, Waschen oder Spülen. Dieser sichtbare Wasserverbrauch beträgt pro Person und Tag jedoch nur ca. 130 Liter, während der weitaus größere Teil unseres täglichen Wasserverbrauchs – ca. 5.000 Liter – durch den Konsum von Produkten zustande kommt, in denen sog. virtuelles Wasser steckt. Das ist jenes Wasser, das für Herstellungs- und Transportprozesse aufgewendet wurde. Dieses virtuelle Wasser hat bedeutende Auswirkungen in Regionen mit Wasserknappheit. Das Wassershirt führt die Zielgruppen über die Mode an das Thema virtuelles Wasser heran. Hierfür wurde ein Schaufenster gestaltet, das ein überdimensional großes T-Shirt (200 cm x 170 cm), hergestellt aus Stoffresten, mit dem Sonderpreis „0 Liter“ ausstellt. Es wirkt wie ein Modegeschäft mit Angebotspreisen. Weitere Kleidungsstücke mit „Sonderpreisen“ sind ausgelegt. Ein Plakat erklärt, was virtuelles Wasser ist, erläutert den enormen Wasserverbrauch in der Kleidungsindustrie und zeigt beispielhaft, dass die Produktion eines neuen T-Shirts ca. 2.500 Liter virtuelles Wasser verbraucht – eine neue Jeans sogar deutlich mehr. Der Kauf von gebrauchter Kleidung verbraucht dagegen kein (zusätzliches) Wasser (0 Liter Wasser). Das Schaufenster zeigt verschiedene Alternativen zum Kauf von neuen (ggf. Fast-Fashion-) Kleidungsstücken auf: Second Hand-, Upcycling- und Fair-Trade-Kleidung. Ein QR-Code führt zur Projektwebseite, auf der weitere Informationen zu finden sind: eine ausführlichere Erläuterung zu virtuellem Wasser, eine Übersicht zum Wasserverbrauch verschiedener Konsumgüter, Handlungsalternativen für das eigene Konsumverhalten sowie Geschichten zur Situation im Globalen Süden.


Wer? Zielgruppe

Breite Öffentlichkeit, insbesondere junge Erwachsene (18 bis 30 Jahre)


Wo? Ort

Die Gestaltung des Schaufensters ist in jeglichen Schaufenstern möglich, die groß genug sind, um das große T-Shirt aufzuhängen, beispielsweise in einer belebten Fußgängerzone. Alternativ kann das überdimensional große T-Shirt auch für sich alleinstehen und in Kombination mit einem Informationsschild auf den virtuellen Wasserverbrauch der Kleidungsindustrie aufmerksam machen. Hierfür eignen sich alle größeren Flächen an hoch frequentierten Orten wie die Hauswand an einem Parkhaus oder Einkaufszentrum, eine größere Halle (z. B. Sporthalle, Fitnessstudio, Kletterhalle, Eingangshallen) oder eine Hochschule. 


Wie? Ablauf

  • Durch den Onlinehandel stehen mittlerweile viele Schaufenster über längere Zeit leer. Auch bei einem Wechsel zwischen Mieter*innen kann es zu längeren Leerstehphasen kommen. Diese Zeiten können gut für die Ausstellung von Bildungsinstallationen genutzt werden. Aus diesem Grund wurde ein Schaufenster als Ausstellungsfläche gewählt.
  • Es folgte eine Konzeptionierung, wie virtuelles Wasser anhand eines überdimensionalen T-Shirts in einem Schaufenster grafisch und inhaltlich umgesetzt werden kann.
  • Ein freies Schaufenster wurde gesucht und gefunden.
  • Die genaue Botschaft und ihre grafische Gestaltung wurden entwickelt.
  • Der Text wurde lektoriert.
  • Das Plakat, die Schilder sowie der Aufdruck für das T-Shirt wurden eigenständig erstellt.
  • Für den Druck wurde recyceltes Papier verwendet.
  • Das T-Shirt (200 cm x 170 cm) wurde von einem Modedesigner, der auf Upcycling-Kleidung spezialisiert ist, aus Stoffresten genäht.
  • Der Aufdruck des T-Shirts erfolgte mittels Schabloniertechnik durch einen Künstler, der verschiedene Upcycling-Kleidungsstücke bedruckt und auch andere Upcycling-Kunstprojekte umsetzt.
  • Die Anbringung erfolgte vor Ort durch zwei finep-Mitarbeitende. Eine Lichterkette wurde zusätzlich an das T-Shirt gebunden und eine Partybeleuchtung wurde ins Schaufenster gesetzt. Dadurch zog das Schaufenster auch bei frühzeitigem Einbruch der Dunkelheit in den Wintermonaten die Aufmerksamkeit auf sich und es war alles gut lesbar. 

Material und Budget

Produktion (Material und Druck

695,18 €

Grafik (inkl. Künstlersozialkasse)

0 €

Lektorat (inkl. Künstlersozialkasse)

74,40 €

Standmiete

100 €

Gesamtbudget

869,58 €




Lernerfahrungen und Tipps

Was hat gut funktioniert?

  • Das T-Shirt war in wenigen Tagen fertig und kostengünstig umzusetzen.
  • Das Thema Mode spricht eine breite Zielgruppe an.
  • Durch eine minimalistische Gestaltung des T-Shirts ist die weitere Nutzung für Ausstellungen mit anderen Gestaltungsideen für andere Zielgruppen und Orte möglich. 

Was würden wir anders machen?

  • Ein größeres Format für das T-Shirt (z. B. 9 m²) und die Anbringung an einer Hauswand wäre finanziell möglich gewesen und hätte sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Jedoch war es sehr schwer, hierfür eine Genehmigung zu bekommen. Um die Idee in größere Dimensionen umzusetzen, ist ein gutes Netzwerk notwendig, welches Kontakte zu Immobilienbesitzenden/-verwaltungen herstellen kann.
  • Ein Schaufenster könnte auch weitere auffällige und besondere Gegenstände erhalten, z. B. eine Schaufensterpuppe, die Fast-Fashion-Kleidung trägt und anhand von Literpreisen die Wassermengen der jeweiligen Kleidungsstücke aufzeigt.
  • Die Erwähnung regionaler Modegeschäfte, die Second Hand, Upcycling oder Fair Trade Kleidung anbietet, wäre hilfreich, um den Betrachtenden direkt aufzuzeigen, wo sie in der Nähe entsprechende wasserschonende Alternativen erhalten können. Auch der Hinweis auf eine baldige Kleidertauschparty in der Nähe o. Ä. wäre denkbar.

Tipps

Kleidungsstoffe sind wetterfest und damit problemlos im Freien anwendbar. Da Stoffreste verwendet wurden, wurde kein neues Material benötigt und damit direkt virtuelles Wasser gespart. Auch die zusätzlichen Kleidungsstücke im Schaufenster waren gebraucht. Die Zusammenarbeit mit Künstler*innen (Schneiderei und Druck) eignet sich in diesem Fall besonders gut.


 

Weiterführende Informationen 

Druckvorlagen für die Banner stellen wir auf Anfrage über ausstellung@finep.org gerne zur Verfügung.

Das Experiment entstand im Rahmen des Projekts „Virtuelles Wasser im Blickpunkt“. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.

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