Labor Entwicklungspolitik Neue Forme(l)n für neue Zielgruppen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit

Bildschirmschoner zum Thema Energiesparen 

 

 

 

Versuchsvorbereitung

 

Hintergrund

Diese Versuchsbeschreibung zeigt eine Möglichkeit auf, wie wir entwicklungspolitische Themen durch ein digitales Medium wie einen Bildschirmschoner vermitteln können.

Sowohl viele private Computerbesitzer als auch Unternehmen installieren Bildschirmschoner auf ihren Computern. Bei dem hier geschilderten „Experiment“ nutzten wir Bildschirmschoner ganz konkret, um Moderne Performer für das Energiesparen bei der Nutzung von IT-Geräten zu sensibilisieren. Aber ein Bildschirmschoner ist ein sehr flexibles Werkzeug und ermöglicht die Vermittlung vieler weiterer Themen. Im Folgenden schildern wir, welche Punkte bei der Erstellung eines Bildschirmschoners zubeachten sind.

 

Schritt 1 –Themenwahl

Mit einem Bildschirmschoner lässt sich jedes entwicklungspolitische Thema vermitteln. Bilder, Animationen und geschriebener Text sind frei kombinierbar. Für diese Aktion beschlossen wir, Energiesparen und IT zum Thema zu machen und es mit den Folgen des Klimawandels im globalen Süden in Beziehung zu setzen. Diese Wahl lag nahe, da das Thema „Energie und IT“ auf sehr direkte Weise eine Verbindung zum PC-Benutzer vor dem Bildschirm herstellt. Zudem ist die Zielgruppe Moderne Performer sehr interessiert an Technik, Gadgets und Computern. Es besteht also eine Affinität zum Thema.

Weiterhin war es unser Ziel für die Gestaltung des Bildschirmschoners eine einfache Botschaft zu vermitteln, die für die Zielgruppe der Modernen Performer eingängig ist. Ein Bildschirmschoner zum Energiesparen erscheint dabei zunächst ein Widerspruch in sich zu sein, denn Bildschirmschoner verbrauchen mehr Energie, als ein Bildschirm, der in Arbeitspausen einfach ausgeschaltet wird.

Doch in diesem Fall ist die Absicht, die hinter dem  Bildschirmschoner steckt, auf genau eine solche Verhaltensänderung hinzuwirken: Die einfache Botschaft, die der Nutzer durch den Bildschirmschoner erhält ist: Bitte schalte deinen Bildschirm aus, wenn du eine Arbeitspause machst.



Schritt 2 – Auswahl des Designs

Für unsere Zielgruppe, die Modernen Performer, ist ein qualitativ hochwertiges  Design in allen Lebensbereichen äußerst wichtig – und dies wollten wir auch in dieser Aktion berücksichtigen. Ebenso wichtig war uns eine fröhliche, humorvolle Botschaft. Der Bildschirmschoner sollte sich nicht ausschließlich auf Probleme konzentrieren und dazu dienen, dem Betrachter ein schlechtes Gewissen zu vermitteln. Ein leicht ironischer Comic mit frischem Design schien diese Kriterien zu erfüllen. 

 

Schritt 3 – Kontakt mit dem/der MultimediadesignerIn

Die wenigsten GraphikdesignerInnen sind darin geschult, auch Bildschirmschoner zu erstellen. Diese Arbeit wird zumeist von AnimationsgraphikerInnen angeboten. Vor diesem Hintergrund wird es zumeist notwendig sein, sich nach einem neuen Kontakt umzuschauen. Doch wer erfüllt unsere Ansprüche an Qualität und versteht zugleich unsere Themen? Der einfachste Weg, passende AnimationsgraphikerInnen zu finden, ist die Suche im Internet auf Video-Plattformen wie youtube, clipfish etc. nach ansprechenden Animationen. UrheberInnen wird dort zumeist genannt und mit einer nachfolgenden Recherche über eine Suchmaschine lassen sich Kontaktdaten wie E-mail oder Telefonnummern leicht herausfinden.

Für unseren Bildschirmschoner fanden wir schließlich einen Künstler, der eine große Auswahl an Animationsbeispielen auf einer Internetseite zeigte.

 

Schritt 4 – Klärung der technischen Rahmenbedingungen

Vor der detaillierten Ausarbeitung des Inhalts für den Bildschirmschoner, ist es sinnvoll, sich zu informieren, was sich tatsächlich technisch darstellen lässt und was nicht. Das gilt speziell  auch im Hinblick auf das zur Verfügung stehende Geld.

Als wir unsere Ideen mit dem Multimediadesigner durchsprachen, stellte sich beispielsweise heraus, dass selbst für verschiedene Versionen von Windows (Windows XP, Windows Vista, Windows 7 etc.) verschiedene Arten von Bildschirmschonern benötigt werden, was die Kosten unerwartet nach oben trieb.

Auch ist die Darstellung von bewegten Bildern abhängig von den Programmen, die die Nutzer auf ihren Computern zur Verfügung haben. Haben sie zum Beispiel das Programm „Adobe Flash Player“, sind andere Formen der Darstellung möglich als mit anderen Programmen. Wir wählten eine Animationstechnik, die auf möglichst vielen PCs verbreitet ist und die es dennoch erlaubt, in den Bildschirmschoner bewegte Objekte zu integrieren.

 

Schritt 5 – Entwicklung eines Storyboards

Nach Klärung der technischen Voraussetzungen und Beschränkungen entwickelten wir  eine Geschichte, die der Bildschirmschoner erzählen sollte.

Unsere Idee bestand darin, die Seiten eines Comics aus verschiedenen Richtungen auf den Bildschirm „einfliegen“ zu lassen. Bild für Bild erscheint nacheinander auf dem Monitor und so baut sich eine Abfolge von Bildern auf, die schlussendlich aussieht, wie eine Seite aus einem Comicheft. Für jedes Bild verfassten wir eine detaillierte Beschreibung für den Animationsgraphiker – das Storyboard.

 

Schritt 6 – Umsetzung des Bildschirmschoners

Der Animationsgraphiker fertigte die Bilder nach unserem Storyboard, und jedes Bild durchlief nachfolgend einen Korrekturlauf. Dies sind die Szenen unserer Geschichte:

 

Startbild:

 

 

Blick vom Weltraum auf die dunkle Erde

Im Zentrum der Kontinent Afrika

 

Slogan: 

 

Klimawandel wirkt weltweit

Es folgt die

 

Erste Szene

 

 

Ein Moderner Performer, wir tauften ihn Max, sitzt in seinem Büro und macht sich Gedanken, was er gegen den Klimawandel tun kann.

 

Er fragt sich:

“Was tun?”

 

Seine Idee:

„Energiesparen hilft!“

„Aber wie?“

 

Dann bemüht er sich um verschiedene Möglichkeiten, Energie zu sparen…

 

Zweite Szene

 

 

Max versucht, einen Blitz einzufangen, um den eigenen Computer mit dieser Energie zu versorgen. Er wird schlimm getroffen … das war vielleicht nicht die beste Idee.

 

Doch er gibt noch nicht auf…

 

 

Dritte Szene

 

 

Max zwingt seinen Kollegen, Strom mit einem überdimensionalen Laufrad zu produzieren, während er entspannt an seinem Schreibtisch sitzt. Die Stromversorgung funktioniert, aber die Atmosphäre im Büro mag wohl langfristig darunter leiden.

 

Ein weiterer Versuch folgt…

 

 

Vierte Szene

 

 

Max verbannt seinen Computer und die gesamte Elektronik aus dem Büro und arbeitet wie in vergangenen Zeiten bei Kerzenlicht mit einem Federkiel. Funktioniert, ist aber wirklich ein Schritt zurück in die Steinzeit.

 

Doch kommt Max auf die richtige Spur

 

Fünfte Szene

 

 

Max sitzt vor einem stromsparenden Computer, der seine CO2-Emissionen reduziert.

 

Sechste Szene

 

 

Max verstärkt seine Einsparungen, indem er seinen Bildschirm ausschaltet, wenn er ihn nicht benötigt.

 

Siebte Szene

 

 

Erneut der Blick vom Weltraum auf die Erde und auf Afrika in der Mitte. Sie wird heller und erscheint wieder blau.

 

Slogan:

 

Dein Wandel für das Klima wirkt weltweit!

 

Achte Szene

Logos und Disclaimer

 

Neunte Szene

 

 

 

Wir sehen Max noch einmal in der letzten Szene. Nun, nachdem er seinen Beitrag geleistet hat, ermuntert er den Betrachter des Bildschirmschoners, es ihm nachzutun. Er wendet sich dem Betrachter zu und klopft gewissermaßen von innen an die Bildschirmscheibe. Dann schaltet er den Bildschirm aus, indem er den Ausschaltknopf des Monitors drückt. Das Bild wird ausgeblendet und der Bildschirm bleibt einige Minuten dunkel.

Schließlich beginnt der Bildschirmschoner von Neuem.

 

Die Geschichte hat einige amüsante Szenen, aber auch zwei klare Botschaften. Erstens: Wir können zur Eindämmung des Klimawandels beitragen durch Nutzung von energiesparenden IT Geräten. Zweitens: Es gibt simple Dinge, die man täglich tun kann, wie z.B. den Bildschirm ausschalten.

 

Schritt 7 – Einrichtung einer Installationsroutine

Die meisten ComputernutzerInnen sind keine IT-Fachleute und wissen daher nicht, wie sie einen Bildschirmschoner installieren sollen. Aus diesem Grund „verpackten“ wir den Bildschirmschoner in ein Installationsprogramm. Hiermit kann der Bildschirmschoner durch einen einfachen Klick installiert werden und alles Weitere läuft automatisch ab. Der Bildschirmschoner ist für Windows XP und Windows 7 erhältlich.

Zusätzlich erstellten wir noch eine Version für die Installation des Bildschirmschoners in Netzwerken. Diese Version ist besonders auf den Gebrauch in Unternehmen ausgerichtet. Bildschirmschoner in größeren Unternehmen werden nicht an jedem Computer einzeln installiert, wie wir es von zu Hause kennen. Stattdessen können IT-AdministratorInnen des Unternehmens mit einem einzigen Programmierbefehl entscheiden, welche Software an allen Computern der Firma zugleich installiert wird. Mit Hilfe dieser „Fernsteuerung“ können sie mit wenig Mühe auch einen identischen Bildschirmschoner auf Hunderten von Computern zugleich installieren.

Dies ist für uns ideal, denn so müssen wir lediglich das Management und eineN einzelnEn IT-ManagerIn im Unternehmen kontaktieren und können auf diesem Weg den Bildschirmschoner im ganzen Unternehmen verbreiten.

 

Schritt 8 - Ausprobieren des Bildschirmschoners

Vor der Veröffentlichung testeten wir den Bildschirmschoner auf 15 PCs und Laptops. Wir installierten ihn auf Computern mit verschiedenen Versionen von Windows und mit unterschiedlichen Bildschirmgrößen um sicherzugehen, dass er auf möglichst vielen verschiedenen Rechnern künftiger Nutzer funktionieren würde.

 

 

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